Großglockner hinter der Gipfelwand des Sinewellecks
Astronomie ist für mich mehr als bloß ein Hobby, das ist fast schon eine Leidenschaft. Jedes Jahr plane ich im Spätsommer einen mehrtägigen Astro-Urlaub, der mich in die Berge führt, um dort meinem Lieblings-Hobby nachzugehen, darauf bereite ich mich gewissenhaft und mit Freude vor. Da werden Optiken gereinigt und justiert, Schrauben nachgezogen, neue Geräte vorgetestet, Elektronik und Software geprüft, "Einpacklisten" geschrieben und vieles mehr. Schließlich soll dann alles perfekt funktionieren, wenn man am Beobachtungsort ist. Es wäre peinlich wenn man hunderte Kilometer gefahren ist, um dann beim Aufbau draufzukommen dass man z.B. die Teleskopsteuerung daheim liegen gelassen hat...
Auch dieses Jahr zog es mich wieder auf der Großglockner-Hochalpenstaße. Warum schon wieder dorthin? Na klar, weil langjährige Erfahrung viele Vorteile hat! Man kennt dann schon die Gegebenheiten vor Ort und weiß genau, worauf man sich einstellen muss und was man erwarten kann ... aber nächstes Jahr mache ich dann wirklich mal was Neues ... ;-) Quartier nahm ich diesmal in der Edelweißhütte. Das Wallackhaus war zu der Zeit ausgebucht. Da sind wohl zu viele Astronomen auf die gleiche Idee wie ich gekommen ;-)
Neumond im September ist die beste Zeit für Astro-Unternehmungen in den Alpen, denn da werden die Nächte endlich wieder annehmbar lang, aber noch nicht zu kalt, und es liegt normalerweise noch kein Schnee. Die Hütten sind alle noch offen, aber der Sommertourismus bereits im Abflauen. Idealerweise stellt sich zeitgleich auch noch ein ruhiges spätsommerliches Hochdruckwetter ein, das für klare Nächte und sonnige Tage sorgt - und schon hat man gewonnen!
Als ich am Donnerstag endlich meinen Urlaub antreten konnte, war das Spätsommer-Hoch schon ein paar Tage alt, Astro-Kollegen berichteten von Spitzennächten. Beruflich kann man halt auch nicht immer so schnell weg wie man gerne möchte... Die Wetterprognose klang zum Glück weiterhin ausgezeichnet, ruhiges Hochdruckwetter bis zum Sonntag. Tagsüber zwar mit Quellwolken-Bildung am Alpenhauptkamm, Niederschlag aber unwahrscheinlich. Na hört sich doch gut an, das Gewölk löst sich normalerweise am Abend auf. Strahlenden Sonnenschein genoss ich schon bei der Anreise, und da ich früh von daheim wegkam und also Zeit hatte, schaute ich zuerst noch beim Hochkönig vorbei. Dieses imposante Kalkmassiv liegt im Salzburger Land "gegenüber" der Hohen Tauern auf der anderen Seite des Salzachtales, ist fast 3000m hoch und überragt alle umliegenden Berge.
Das Hochkönig-Massiv - Panoramaaufnahmen
Ich hatte sogar noch Zeit für eine kleine Wanderung vom Dientner Sattel hinauf zur Erichhütte auf 1545m - empfehlenswert! Die Hütte liegt vor der spektakulären Südwand des Lammkopfes (einer der Gipfel des Hochkönig-Massivs) und bietet nach Süden hin Ausblick bis in mein "Zielgebiet" - auf die Glocknergruppe in den Hohen Tauern.
Die Erichhütte vor dem Lammkopf, ganz rechts: Blick von der Erichhütte ins "Zielgebiet" (der Großglockner ist links der Mitte)
Ich genoß das Panorama und besuchte anschließend den blumengeschmückten Ort Dienten auch noch. Für mich ist die Gegend eine der Schönsten in ganz Österreich, eine alpine Perle!
Steilwände: Kühe vor der Wand; die Mandlwand; die sogenannten "Hohen Köpfe"
In Dienten: Unterm Hochkönig, Ortszentrum, Blumenschmuck
Die nordseitige Auffahrt auf die Glocknerstraße verläuft durch die Ortschaften Bruck und Fusch zur Mautstation Ferleiten und dann über das Piffkar in vielen Serpentinen vorbei an der Blockhalde Hexenküche hinauf auf das Obere Nassfeld. Knapp vor dem Fuscher Törl geht es dann an der Abzweigung nach links auf einer Stichstraße in engen Kurven hinauf zur Edelweißspitze, deren Gipfel seinerzeit beim Bau der Glocknerstraße planiert und zu einem Parkplatz ausgebaut wurde. Dort hat man bei gutem Wetter eine hervorragende Rundumsicht auf die etwa 30 umgebenden Dreitausender. Das ist in der Nacht der bevorzugte Platz viele Astro-Amateure, denn dort hat man viele Vorteile: Die Höhe (2571m), leichte Erreichbarkeit mit dem Auto, freie Rundumsicht, relativ tiefer Landschaftshorizont, und als Unterkunft die Edelweißhütte nordwestlich etwas unterhalb des Parkplatzes. Wind und Wetter ist man in der exponierten Lage natürlich voll ausgesetzt.
Auffahrt auf die Glocknerstraße in der Abendsonne
Vor Ort fand ich bereits zwei Kollegen vor: Tahir Saban aus Baden bei Wien und einen deutschen Amateur aus Thüringen. Die Unterkunft in der Edelweißhütte bietet zwar nicht den Komfort eines vollen Berghotels wie z.B. des Wallackhauses, für meine Zwecke war sie völlig ausreichend. Über die Freundlichkeit und Unterstützung durch die Inhaber Familie Lederer habe ich ja schon in vielen meiner Glockner-Astro-Expeditionsberichte geschrieben.
Die Edelweißspitze gesehen von Norden; die Edelweißhütte als Unterkunft
Die erste Nacht versprach perfekt zu werden. Die paar Restwolken am Südhorizont über dem Hochtor störten nicht weiter. Zunächst sah es sogar so aus, als würden die sich vollständig auflösen, dem war aber nicht so. Effektiv bildeten sich die ganze Nacht über dem Alpenhauptkamm immer wieder neue Haufenwolken, die den unteren Südhimmel begrenzten. Zur Edelweißspitze kamen die Wolken aber nicht herüber, und auch sonst störten sie nicht sonderlich. Auf dem Zeitraffer-Video, das ich in dieser Nacht anfertigte, sorgen sie immerhin für ein wenig Bewegung und Dramatik ;-) Da fließen die Wolken die ganze Zeit von West nach Ost über die Bergspitzen...
Zeitrafferaufnahme der ersten Nacht, 1. Nachthälfte mit Blick nach Süden, stehende Kamera
Perfekt transparent war der Himmel in dieser Nacht aber auch oberhalb der Haufenwolken nicht. In der Morgendämmerung zeigte sich dann, warum: Dünne, in der Dunkelheit vorher gar nicht sichtbare Wolkenschleier bedeckten große Teile des Himmels. Die minimale mit dem SQM-L gemessene Hintergrundhelligkeit betrug 21.3 mag/arcsec2 nach Mitternacht etwas abseits der Milchstraße. Nicht schlecht, das kann der Platz aber auch besser. Besonders gestört hat das aber nicht, die Fotos sehen trotzdem super aus. Fotografiert habe ich in dieser Nacht M17 im Schützen und Sharpless 135 im Cepheus. Wie bei mir üblich liefen nebenher Aufnahmen der Milchstraße mit Fotoobjektiven an meiner umgebauten Canon 350D. Man will ja die verfügbare Dunkelzeit bei so einem Astrourlaub voll ausnützen ;-)
Deepsky-Fotos der 1. Nacht:
M17, Omega-Nebel, im Hα Schmalband-Filter und als HαRGB Farb-Komposit
Sh2-135 im Cepheus, im Hα Schmalband-Filter und als HαRGB Farb-Komposit
Widefield-Aufnahmen der 1. Nacht:
Milchstraße im Schützen mit Zoom-Objektiv bei 70mm Brennweite, kombiniert mit einer Aufnahme von 2012
Cepheus South, eine Milchstraßenaufnahme im Schwan mit Zoom-Objektiv bei 70mm Brennweite
Ich hatte wieder einmal meine gesamte Teleskopsammlung mit dabei. Zum Einsatz kamen bei dieser Astroexpedition aber nur der 4.9" JSO Wright-Newton und der 4.1" TMB APO im Doppelsetup auf meiner OTE-150 Montierung. Am JSO war das ATIK 383L+ CCD mit Hα Filter im Einsatz, am TMB das QHY8Pro Farb-CCD, beides spezielle Astro-Kameras, die auf -20°C Chiptemperatur gekühlt wurden. Die Kombination ist speziell auf die Hα-Nebelgebiete in der Milchstraße ausgerichtet, die zum Einsatz kommenden Brennweiten sind relativ kurz und die Bildfelder relativ groß. Das hat den Vorteil, dass die Nachführung nicht so kritisch ist und auch leichter Wind nicht sonderlich stört. Oben drauf auf die Kombi montierte ich auch noch die DSLR für die Milchstraßen-Aufnahmen bei 70 mm Brennweite. Die Nachführung der gesamten Nutzlast gestaltete ich diesmal ganz simpel über den 50 mm Sucher des TMB Refraktors (!). Der Lacerta MGEN Autoguider begnügt sich auch mit sehr kurzen Nachführ-Brennweiten und führt trotzdem Subpixel-genau nach. Insgesamt ist dieser Aufbau einigermaßen kompakt und robust und hält auch schon mal eine stärkere Windböe oder einen unabsichtlichen Rempler aus, ohne den Leitstern gleich zu verlieren (arg verwackelte Einzelaufnahmen muss man nachher freilich aussortieren). Das ist wichtig wenn man in exponierten windanfälligen Lagen Astrofotografie betreiben möchte. In der Tat war es in der ersten Nacht mäßig windig und mäßig feucht (ja, das kann's dort auch gleichzeitig ;-)), mich hat aber beides nicht sonderlich gestört.
Während die Aufnahmen liefen, hatte ich das Vergnügen, in Tahir Sabans feinem 6" Astrophysics EDT-Refraktor diverse Schaustücke des Sommerhimmels mitbeobachten zu dürfen. Besonders in Erinnerung blieben mir M27 im Füchslein und der Cirrus-Nebel im Schwan mit all seinen Ausläufern, das sah schon sehr fein aus.
Wie üblich machte ich die Nacht und dann noch die Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang durch. Wir Amateure blieben die ganze Nacht über ungestört, erst in der Dämmerung kamen einige zusätzliche Genießer auf die Edelweißspitze. Die Morgendämmerung und der Sonnenaufgang im Hochgebirge sind ja besonders schön, das muss man einmal erlebt haben. Fotos können die Stimmung stets nur unzureichend wiedergeben.
Morgendämmerung: Berge der Goldberggruppe
Ausschlafen ist zum Glück gut möglich in der Edelweißhütte, die Wirtsfamilie ist daran gewöhnt und man wird nicht gestört. Zu Mittag war ich aber schon wieder munter und der Sonnenschein zog mich hinaus, den schönen Tag genießen. Frühstück für Spätaufsteher zur Mittagszeit? Kein Problem in der Edelweißhütte!
Ausflüge gehören dazu, wenn ich auf der Glocknerstraße bin. Die Wolken hatten sich fast vollständig aufgelöst, und mich zog es zur Franz-Josefs-Höhe auf die Kärntner Seite der Straße.
Über das Panorama und die Attraktionen dort habe ich schon so oft berichtet, dass ich mir diesmal die Worte sparen und die Bilder sprechen lassen kann. Aber doch, ein paar Sätze sind schon notwendig: Traurig, wie die Pasterze dahinschmilzt. Jährlich verliert Österreichs größter Gletscher 10 Meter an Länge. Wer da den Klimawandel leugnet, dem ist nicht zu helfen. Klar hat es in der Klimageschichte aus unterschiedlichen Gründen immer wieder natürliche Klimaveränderungen mit Vorstößen und Rückzügen von Gletschern gegeben, aber der ab den 1970er-Jahren infolge der rasch ansteigenden Lufttemperaturen in den meisten Regionen wieder einsetzende und sich in den letzten Jahren zunehmend beschleunigende Gletscherschwund wird hauptsächlich anthropogenen Einflüssen zugeschrieben und kann nicht als Teil eines natürlichen Klimawandels betrachtet werden (aus Wikipedia). Aber wer weiß, vielleicht hat es auch sein Gutes. Es gibt Hinweise darauf, dass das Hochtal, in dem heute die Pasterze liegt, schon eimal Moor- und Weideland war.
Glockner und Pasterze im September 2013; Großglockner mit 400mm Brennweite
Süß wie immer waren die Murmeltiere, die unterhalb der Franz-Josefs-Höhe in den Löchern der Befestigungsmauer wohnen.
Murmeltiere an der Mauer unterhalb der Franz-Josefs-Höhe
Der Gamsgrubenweg war (wieder einmal) gesperrt, deshalb spazierte ich nach dem Besuch der Franz-Josefs-Höhe hinunter zum Pasterzenhaus. Dort steht die Sturmkapelle, erbaut 1926. Es gibt alte Fotos, auf denen man noch die Pasterzen-Gletscherzunge hinter der Sturmkapelle sieht, das geht schon lange nicht mehr...
Sturmkapelle und Pasterzenhaus
Auf der Rückfahrt zur Edelweißspitze begegnete mir zunächst eine Kuhherde mitten auf der Straße, später dann eine Menge Oldtimer-Cabrios - was war denn da los? Aha - der Großglockner Grand Prix 2013! Ein Fest für Liebhaber alter Automobile, die bis zu 80 Jahre alt sind, und es immer noch auf den Berg schaffen!
Begegnungen auf der Glocknerstraße I: Eine Kuhherde...
Begegnungen auf der Glocknerstraße II: Teilnehmer des Großglockner Grand Prix 2013!
Von links nach rechts: Healey Silverstone (1950), Atalanta Sports Tour (1938), Morgan Three Wheeler Supersport (1933), Atalanta Sports Tourer (1938), Healey Silverstone (1949)
Blumenpracht bei der Fuscherlacke: Samen zwischen Disteln, Einblütiges Hornkraut, Wilde Männle (Samenstand der Alpen-Kuhschelle), Violette Königskerzen (?)
Zurück auf der Edelweißspitze legte ich mich noch einmal kurz auf's Ohr. Nach einem kräftigen Abendessen ging es dann wieder hinaus zum Geräte-Aufbau für die zweite Nacht. Wie in der Nacht zuvor stand ich am Südende der Parkfläche neben dem Astronomen aus Thüringen. In dieser Nacht kamen auch drei tschechische Amateure hinzu, visuelle Beobachter mit sehr großem Vixen-Fernglas (mehr schon ein "Doppel-Teleskop") und zwei Dobs. Tahir war schon abgereist.
Sonnenstrahlen beim Sonnenuntergang in der Bergen der Glocknergruppe
Zunächst war der Himmel beinahe vollständig mit Wolken bedeckt, da stellte sich natürlich die Frage: Aufbauen oder nicht? Die Zeichen standen aber eindeutig auf Besserung, also baute ich ab 21 Uhr dann doch meine Ausrüstung auf. Tatsächlich zogen sich gegen 22 Uhr die Wolken zurück und ich konnte mit meinen Aufnahmeserien starten. Aber die wolkenfreie Phase währte nur kurz, schon eine Stunde später war der Himmel wieder bedeckt. Was tun, Abbau? Aber nein, Geduld gehört eben auch dazu. Und tatsächlich: Um 00:30 verzogen sich die Wolken wieder, und es bleib dann für den Rest der Nacht klar. Abgesehen vom tiefen Südhimmel, denn über den Alpenhauptkamm "flossen" auch in dieser Nacht wieder einmal Wolken. Das sieht am (horizontal nachgeführten) Zeitraffer-Video recht spektakulär aus. Irgendwo im Westen gab es wohl ein Gewitter, das Wetterleuchten war weithin zu sehen. Im Zenitraum etwas abseits der Milchstraße maß ich diesmal respektable 21.5 mag/arcsec2 Himmelhelligkeit mit dem SQM-L.
Zeitrafferaufnahmen der zweiten Nacht: 1. und 2. Nachthälfte, Kamera nahezu horizontal nachgeführt. Gegen Ende bzw. am Anfang sieht man uns Astronomen bei der Arbeit.
Deepsky-Fotos der 2. Nacht:
NGC 6604, im Hα Schmalband-Filter und als HαRGB Farb-Komposit
Sh2-132, im Hα Schmalband-Filter und als HαRGB Farb-Komposit
Widefield-Aufnahme der 2. Nacht:
Sharpless 132 und Umgebung, eine Milchstraßenaufnahme im Cepheus bei 135mm Brennweite
Teleskopaufnahmen machte ich in der zweite Nacht von NGC 6604 in der ersten wolkenfreien Phase und von Sharpless 132 im Sternbild Cepheus nach Mitternacht. Beides sind große Emissionsgebiete in der Milchstraße. Visuell hatte ich die Gelegenheit, bei den tschechische Amateuren ein wenig mitzubeobachten. Gut erinnern kann ich mich noch an Beobachtungen des Saturn-Nebels NGC 7009 in allen Rohren. Auch diese Nacht nutzte ich bis zur Morgendämmerung. Das durchzuhalten, ist nicht immer so einfach, daher döste ich zwischendurch, wenn die Fotos gut liefen und gerade nichts zu Beobachten war, immer wieder im Auto oder im Zimmer. Die Nacht verlief dann wolkenfrei bis zur Morgendämmerung. In der Dämmerung kam dann eine ganze Gruppe von Bikern herauf auf die Edelweißspitze, die wollten auch den schönen Sonnenaufgang genießen. Ein Zodiakallicht, sonst typisch für die Gegend und Jahreszeit, sah ich dieses Jahr nicht. Die Morgendämmerung war schön wie immer auf der Edelweißspitze.
Morgendämmerung: Beobachter und Biker auf der Edelweißspitze
Am Nachmittag wollte ich eine Wanderung unternehmen, das gehört bei mir auch zu einer Glocknerstraßentour, um Bewegung zu machen und die Aussicht zu genießen. Ein Gipfel sollte es schon sein: Meine Wahl fiel auf das Hintere Modereck, 2930m hoch. Man erreicht es vom Hochtor aus in gut 2 Stunden Gehzeit, immer nach Osten den Alpenhauptkamm entlang. Nach dem kurzen unmarkierten Anstieg vom Südportal des Hochtores aus ostwärts hinauf unter Umgehung des Tauernkopfes wanderte ich über Wiesen und Matten am Rossschartenkopf vorbei (ha - da war ich schon mal oben) in die Weißenbachscharte hinunter. Ab dort dann stetig bergan auf Geröll hinauf zur markanten Felsstufe. Dort gibt es eine kurze Kletterstelle, die sieht zwar wegen des vorgelagerten Felsturmes spektakulär aus, ist aber unschwierig und zudem noch mit Stahlseilen gesichert. Oben angekommen erreicht man dann unter Umgehung oder Überschreitung weiterer Felsen den Gipfel. Eine schöne Tour, nicht zu anstrengend, gerade richtig. Die Wolken hingen zwar meist tief, zwischendurch war es aber auch immer wieder sonnig und warm.
Unterwegs am Alpenhauptkamm zum Hinteren Modereck
Kurze Kletterstelle von unten und von oben
Während der Wanderung war der Südwind noch nicht besonders lästig, nahm aber langsam an Intensität zu. Zurück auf der Edelweißspitze blies er dann schon unangenehm und es wurde empfindlich kälter. Am Abend kamen dichte Wolken und sogar ein paar Regentropfen dazu, da war an Astronomie leider nicht mehr zu denken. Zwar schaute ich bis Mitternacht immer wieder hinauf auf den Parkplatz (wo auch andere Amateure auf besseres Wetter warteten), aber leider ließen Wind und Wolken dieses Mal wirklich keine Chance auf einen klaren Himmel. Naja, was soll's, zwei gute Nächte habe ich gehabt, ich bin zufrieden! So fand ich gleich Zeit, die Zeitraffer-Serien der ersten beiden Nächte zu Filmen zu verarbeiten.
Am nächsten Tag hieß es wieder einmal Abschied nehmen von der Glocknerstraße. Auf der Heimfahrt nach Wien fährt man an der Festung Hohenwerfen vorbei, die besuchte ich diesmal. Die Burg thront gut sichtbar auf einem markanten Felskegel und bewacht den Durchgang zwischen Hagen- und Tennengebirge. Das ist eine der imposantesten Burgen Österreichs. Geboten wird eine Greifvogelschau und eine interessante Burgführung, die u.a. hinauf auf den windigen Glockenturm mit großer Glocke aus 1526 führt - sehr sehenswert.
Festung Hohenwerfen vom Norden
Äußerer und innerer Burghof (Panoramaaufnahmen)
Greifvogelschau auf der Burg: Falke, Kaiseradler, Weißkopfseeadler
Fazit: Den 9.5" Newton habe ich wieder mal umsonst mitgeschleppt. Der hätte in der dritten Nacht zum Einsatz kommen sollen, aber da ging es nicht mehr. Aber immerhin: Zwei von drei Nächten waren gut nutzbar, wenn auch nicht ganz ungestört von Wolken. Das macht in Summe auch dieses Jahr wieder eine feine Astrofoto-Ausbeute! Den (nahezu) perfekt dunklen Himmel, mit dem ich früher auf der Glocknerstraße rechnen konnte, fand ich diesmal nur eingeschränkt vor - die zweite Nacht war ganz gut, aber das ging dort oben auch schon mal noch besser. Zodiakallicht oder gar der Gegenschein waren diesmal nicht zu sehen. Vermutlich haben in beiden Nächten dünne, hohe Wolkenschleier die Transparenz beeinträchtigt, in der Morgendämmerung war das jeweils ansatzweise zu erkennen.
Über die Vorzüge des Standortes brauche ich nicht mehr viel zu schreiben, man lese die Berichte aus den Vorjahren. Nur so viel: Die Edelweißhütte bewährte sich wieder mal als gute Astro-Unterkunft, wenn man auch nicht so komfortabel wie am Wallackhaus wohnt. Dafür ist die Unterstützung durch die Wirtsfamilie hervorragend, und auf der Edelweißhütte kann man wenigstens in Ruhe ausschlafen, was für einen "Nachtarbeiter" natürlich Goldes wert ist.
Nächstes Jahr wieder? Oder doch mal was Neues? Nun - wir werden sehen, lassen wir uns überraschen!
Panoramaaufnahme: Der Höhenzug von der Edelweißspitze (links) bis zum Breitebenkopf (rechts), höchster Gipfel ist der Schwarzkopf (2765m) rechts der Mitte.
Blick vom Hochtor nach Norden.