Der Großglockner - Schwarzer Fels, weißer Berg
Steiler Fels, glänzendes Gletschereis, hohe Gipfel ... pelzige Murmeltiere, bunte Bergblumen, wollige Glocknerschafe ... atemberaubender Sternenhimmel, reich strukturierte Milchstraße, Gegenschein und Zodiakallicht... Schon zum 10. Mal zog mich das Glocknergebiet wieder in seinen Bann! Jedes Jahr wieder fahre ich dort hinauf, um das alles wieder und wieder zu erleben. Man kann davon einfach nicht genug bekommen, es ist so schön!
Für meine Astro-Tour auf die Großglockner-Hochalpenstraße wählte ich diesmal das letzte Augustwochenende, verlängert um ein paar Tage davor. Als Anfahrtstag hatte ich Mittwoch, den 27. August, vorgesehen. Die längerfristigen Wetterprognosen der Tage zuvor klangen mal vielversprechend (ruhiges Spätsommer-Hochdruckwetter), mal pessimistisch (Frontdurchzug), durchaus sehr widersprüchlich. Wie das Wetter am Wochenende aussehen würde, konnte keiner so genau sagen. Nach längerem Hin und Her beschloss ich, mich einfach auf meine "Nase" zu verlassen und doch zu fahren. Von Prognosen, die Wolken und vielleicht sogar Regen auf dem Alpenhauptkamm vorhersagten, ließ ich mich nicht abhalten. Naja.
Ein Pongauer Hof bei St. Johann
Da ich relativ früh von daheim wegkam, hatte ich bei meiner Anfahrt noch Zeit übrig. Als ich bei St. Johann im Pongau Hinweisschilder zur Liechtensteinklamm sah, entschoß ich mich spontan, mir diese Schlucht mal anzuschauen, von der ich schon einiges gehört hatte. Ich wurde nicht enttäuscht, die spektakuläre Klamm ich sicherlich einen Besuch wert. Auf Holzstegen und Holzbrücken geht es durch eine enge Schlucht, die das Wasser tief in den Fels hineingeschnitten hat, und auf deren Grund das Wasser rauscht. Teilweise geht der Weg auch durch Tunneln. überall spritzt und gurgelt das Wasser, es gibt mehrere kleine und am Ende der Klamm auch einen großen Wasserfall. Fotografisch sehr interessant sind die Farben, Formen und Strukturen überall dort, wo das Wasser gearbeitet und den Felsen glatt geschliffen hat.
In der Liechtensteinklamm - Der enge Eingang, auf Holzstegen über dem Fluß
Wasser und Fels - wassergeschliffene Felsen, ihre Struktur und ihre Farben
Nach diesem schönen Erlebnis ging es endlich rauf auf die Glocknerstraße. Auf den hohen Bergspitzen hingen zwar Wolken, doch insgesamt sah das Wetter freundlich aus, der Himmel weitgehend klar, daher machte ich mir nicht allzu viele Sorgen wegen der Nacht. Quartier nahm ich zunächst an der Fuscherlacke beim Mankeiwirt, da das Haus auf der Edelweißspitze, das ich eigentlich als Unterkunft vorgesehen hatte, voll belegt war. Hmm, August, da ist noch viel los. Der Mankeiwirt ist aber durchaus zu empfehlen. Die Zimmer sind klein aber sauber, und das Essen ist gut. Außerdem war der Wirt so freundlich, mir einen Haustorschlüssel zu überlassen, so dass ich in der Nacht jederzeit problemlos raus und rein konnte. Leider hatte er das Zimmer nur zwei Nächte zur Verfügung, danach würde wohl ein Umzug fällig werden.
Auffahrt auf die Glocknerstraße - Totholz und ein aufrechter Stein in der "Hexenküche"
Als ich nach dem Abendessen den Himmel begutachtete, standen da auf einmal viel mehr Wolken, kaum noch irgendwo klarer Himmel zu sehen. Der Wind kaum aus Nord und drückte Wolken gegen den Alpenhauptkamm. Hmm, was tun? Vielleicht schaut es ja südlich des Hochtores besser aus? Also auf zum Wallackhaus, das steht auf der Kärntner Seite in etwa 2300m Höhe, und ich kenne die Fläche vor der Südseite des Hauses schon seit vielen Jahren als brauchbaren Beobachtungsplatz.
Dort angekommen fand ich zu meiner Überraschung mehrere Amateurastronomen vor, da waren Günther Petz und seine Frau aus Strasshof, Martin Helm, und einige Beobachter aus Deutschland, viele davon aus Hannover. Das sah nach Starparty aus! Alle waren schon eifrig mit dem Aufbau ihrer Instrumente beschäftigt, obwohl es auch dort genug Wolken am Himmel gab, die der Wind immer wieder über den Alpenhauptkamm trieb. Trotzdem begann auch ich meine Geräte aufzubauen: Den Wright-Newton mit 125 mm Öffnung, ein kleines aber feines fotografisches Instrument für Widefield-Aufnahmen, und den Newton mit 240 mm Öffnung, Spezialist für mittlere Brennweiten, der in dieser Nacht für den visuellen Einsatz vorgesehen war.
Kurz darauf begann es doch glatt aus einer dicken schwarzen Wolke zu regnen! Hektischer Abbau der Instrumente! Der Regen war zwar so schnell wieder vorbei, wie er gekommen war, aber die Wolken blieben. Was ist da noch zu machen? Günther beschloss, sein Glück auf der Edelweißspitze zu versuchen, die anderen Amateure gaben für diese Nacht auf (hatten teilweise eine lange Anreise hinter sich), und flugs war ich alleine übrig.
Ich beurteilte die Lage nicht ganz so pessimistisch. Zwar trieb der Wind immer wieder neue Wolken über den Alpenhauptkamm, aber diese lösten sich gleich drauf auf. Der tiefe Südhorizont war bald wolkenfrei und blieb es auch, auf den setzte ich meine Hoffnungen, und wurde nicht enttäuscht. Je später die Stunde, desto mehr vom Himmel gaben die Wolken frei, und ich konnte tief unten im Süden und später auch im Südwesten fotografieren, und auch ein wenig beobachten. Ganz wolkenlos war der Himmel in dieser Nacht aber nie. Fotografiert habe ich mit dem 4.9" Wright-Newton, und zwar den Adlernebel M16 mit der etwas weiter nördlich gelegenen Nebelregion um NGC 6604, und den Emissionsnebel NGC 6820.
Deep-Sky Aufnahmen der ersten Nacht - M16 - Adlernebel (mit NGC 6604), NGC 6820 und NGC 6823 im Füchslein
Die Milchstraße - ein Traum! Schon lange habe ich sie nicht mehr so kontrastreich hervortreten sehen, richtig plastisch! Großartig! Das ist einer der Gründe, warum es ich jedes Jahr wieder hierher zieht: Der traumhaft dunkle Himmel - den gibt's in Österreich im Flachland einfach nicht mehr, das kann man nur mehr in den Alpen erleben...
Strichspuraufnahmen der ersten Nacht - Milchstrasse über dem Wasserradkopf, Orionaufgang mit Wolken und Flugzeug
Diese letztlich doch noch erfolgreiche Nacht endete, wie sie begonnen hatte - mit Wolken. Als gegen 4 Uhr, die astronomische Dämmerung hatte schon begonnen, der Himmel einmal wieder ganz bedeckt war, war es dann Zeit zum Abbau und zur Fahrt zurück zur Fuscherlacke. Günther hatte übrigens auch Glück gehabt - auf der Edelweißspitze war es zwar feucht, aber in der zweiten Nachthälfte weitgehend wolkenfrei.
Der Donnerstag war ein durchwachsener Tag, viele Wolken, aber es war doch immer wieder die Sonne zu sehen. Nachdem ich ausgeschlafen hatte, nutzte ich die Zeit mit der Fotografie von Blumen und Kühen auf den Weiden rund um die Fuscherlacke. Das ist das Schöne am August - es blühen noch überall Blumen, und die Tiere sind auf den Weiden. Im September, wenn ich sonst immer dort bin, sind die Wiesen oft vertrocknet und die Tiere bereits abgetrieben.
Panoramaaufnahme: Blick über die Fuscherlacke und den Talschluß des Seidlwinkeltals
Auf der Almwiese - Ein Stein aus Gangquarz, Deutscher Fransenenzian, Wiesen-Lieschgras, eine Gruppe Alpen-Kratzdisteln
Leider war uns auch diesmal keine schöne Nacht vergönnt, Ausläufer einer Front streiften am Abend und in der Nacht den Alpenraum. Als ich zum Wallackhaus rüberschaute, begann es gar wieder zu regnen. Also blieb nur das gemütliches Beisammensein und Plaudern mit den anwesenden Astronomen, und dann zurück zur Fuscherlacke und ab ins Bett. Erst am nächsten Tag erfuhr ich, dass es ab Mitternacht doch teilweise aufgeklart war, allerdings war wieder nur der tiefe Südhimmel nutzbar, und Fotografieren war wegen der durchziehenden Wolken fast unmöglich. Also hatte ich nicht viel versäumt, und wenigstens war ich am Freitag dann ausgeschlafen.
Der Freitag schaute mit durchaus freundlichem Wetter zum Fenster herein. Am Steg, der über die Fuscherlacke führt, traf ich einen Universum-Filmer bei der Arbeit, er ist Stammgast beim Mankeiwirt. Beim gemeinsamen Frühstück kamen wir ins Gespräch über die Lichtverhältnisse in den Bergen, die Filme vom "Universum-Profi" Georg Riha und die darin verwendeten Techniken, und natürlich über Astrofotografie.
Panoramaaufnahme: Morgenstimmung an der Fuscherlacke
Morgenstimmung auf den Wiesen: - Eine Scheuchzers Glockenblume mit Morgentau, eine Alpen-Kratzdistel, Wald-Witwenblume mit Wespe, Goldbrauner Schwingel
Anschließend fasste ich den Beschluß, einen der hohen Gipfel in der Umgebung zu besteigen. Die Wahl fiel auf den Spielmann, mit 3027m ein recht stattlicher Berg in der Glocknergruppe, erreichbar auf dem Klagenfurter Jubiläumsweg entlang des Alpenhauptkammes vom Hochtor aus. Jedoch stand ich in 2800m Höhe plötzlich vor einem Gletscherrest - das was vom Guttalkees noch übrig ist. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass es den überhaupt noch gibt. Die notwendige Querung sah nicht ungefährlich aus, teilweise blankes Eis, noch nicht so richtig aufgefirnt. Dafür war ich nicht ausgerüstet. Was also tun? Nunja, einen Gipfel kann man von dort aus auch ohne Gletscherquerung besteigen - den Brennkogel, den östlichen Eckpfeiler der Glocknergruppe, mit 3018m durchaus respektabel - erreichbar zwar nur auf unmarkierten Steigen, aber die kannte ich ja schon von meiner letzten Besteigung dieses Berges vor 3 Jahren. Am Gipfel traf ich Helmut, einen Villacher, der gerade dabei war, seine Umrundung von Kärnten entlang der Landesgrenzen abzuschließen. Das letzte Stück dieses Weges - vom Brennkogel bis zurück hinunter zum Hochtor - begleitete ich ihn. Er hat dieses Meisterstück in insgesamt 42 Tagen vollbracht, inklusive Großglockner und all der anderen hohen Gipfel. Gratulation!
Aufstieg zum Brennkogel - Am Hochtor, der Brettersee mit Racherin und Glockner, der Brettersee im Gegenlicht, am Guttalkees
Am Gipfel - Gipfelaufbau des Brennkogels, Glockner und Spielmann gesehen vom Brennkogel, Tiefblick auf die Glocknerstraße beim Fuschertörl
Panoramaaufnahmen am Brennkogelgipfel - Gipfelkreuz über den Wolken, Ausblick über die Glocknergruppe
Am Nachmittag übersiedelte ich von der Fuscherlacke ins Wallackhaus, das ich ja schon von mehreren früheren Aufenthalten her gut kannte. Gestärkt durch einen kurzen Schlaf und durch ein gutes Abendessen ging es raus in die Abenddämmerung. Die Wettersituation sah zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht rosig aus - ziemlich viele Haufenwolken, dazu noch Cirren, und böiger Nordwind, der dort typische Fallwind vom Hochtor herab. Trotzdem waren viele der anwesenden Astro-Gäste bereits mit dem Aufbau der Instrumente beschäftigt.
Teleskoptreffen beim Wallackhaus
Und tatsächlich: Die Wolken wurden zusehends weniger, und lösten sich in der späten Dämmerung schließlich ganz auf. Mein "Stammplatz" war leider schon besetzt, deshalb wählte ich ein anderes Plätzchen südwestlich des Hauses, das leider nicht ganz so optimal windgeschützt war, und außerdem im Lichtkegel der Fenster der Gaststube lag. Der Wind blieb nämlich lebhaft und störte während der ganzen Nacht erheblich, es konnte nur mit kurzer Brennweite gearbeitet werden. Deshalb kam auch in dieser Nacht der JSO Wright-Newton zum fotografischen Einsatz. Ich nutzte die Nacht zunächst für ergänzende Aufnahmen zu denen, die ich zwei Nächte davor begonnen hatte, später - lange nach Mitternacht - wagte ich mich noch an ein extrem lichtschwaches Sharpless-Objekt, Sh2-129 im Cepheus.
Deep-Sky Aufnahmen der dritten Nacht - die Sternbilder Vulpecula und Sagitta, Sh2-129 im Cepheus
Trotz des Windes, der erst kurz vor Beginn der Morgendämmerung einschlief, führte ich einige Beobachtungen mit dem 9.5" Newton durch, den ich auch aufgebaut hatte, allerdings nur mit niedrigen Vergrößerungen.
Zodiakallicht - links unten über den Bergen, darüber die Zwillinge
Die Morgendämmerung wurde durch den Zodiakallichtkegel in den Zwillingen angekündigt, der langsam höher stieg. Das war eine schöne Nacht gewesen, wenn auch nicht ganz perfekt. Die visuelle Grenzgröße lag um die 6.4 mag im UMi, ein sehr guter Wert, aber die Glocknerstraße kann es im Idealfall noch eine Spur besser. Wahrscheinlich störten noch immer feine Cirren und verhinderten das letzte Quäntchen an Transparenz.
Der Samstag lockte erstmals mit wolkenlosem Himmel. Optimal für einen Ausflug zum Glockner, um den Berg ein wenig im Fernrohr zu "begutachten"! Nach sehr wenig Schlaf, aber gestärkt durch ein gutes Frühstück, fuhr ich daher hinüber zum Parkplatz I der Franz-Josefs-Höhe, wo ich wie fast jedes Jahr ein Teleskop auf der äußeren Schotterfläche aufbaute - nur war es diesmal nicht der TMB Refraktor, der ist nämlich diesmal zu Hause geblieben, sondern der große Newton! Jaja, diesmal wollte ich ganz genau wissen, was die Bergsteiger so im Jausenpackerl drinnen haben, das sie oben am Gipfel auspacken... ;-) Spaß beiseite, sooo gut war das Seeing auch wieder nicht, die Sonne sorgte für erhebliche Luftunruhe, so dass ich die Vergrößerung auf 54x begrenzen musste, mehr machte kaum Sinn. Neugierige Gäste lockte das Teleskop sogleich an - Parkplatz I ist hauptsächlich ein Busparkplatz - also zeigte ich gleich einmal allen das "am Kopf stehende" Gipfelkreuz, was Verwunderung auslöste. Nein, es liegt nicht am gerade konsumierten Schnapserl aus dem Reiseproviant, dass das Bild verkehrt ist und so "wackelt" ;-)
Menschen am Berg - Massenandrang auf den Kleinglockner, Touristen auf der Pasterze
Nach dem Abbau des Teleskopes besuchte ich wie jedes Jahr wieder die Murmeltiere, die sich stets unter der Begrenzungsmauer am Rand der Aussichtsterrasse aufhalten, weil sie dort drin ihren Unterschlupf haben. Das Futter, das ihnen die Touristen von oben zuwerfen, müssen sie freilich mit einigen frechen Raben teilen.
Der Gamsgrubenweg verläuft südseitig oberhalb der Pasterze von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zum Wasserfallwinkel. Vor einigen Jahren wurde der Weg in 6 Tunnel verlegt, um der Steinschlaggefahr auszuweichen, der der Weg im ersten Abschnitt ursprünglich ausgesetzt war. In diesen Tunneln befinden sich verschiedene "Installationen aus Stein, Licht, Ton und Malerei", dort wird u.a. auch die Entstehungssage des Pasterzengletschers erzählt, naja, wem's gefällt... Effekte wechseln hier mit Tunnelausgängen, die wie Bilderrahmen für den Großglockner erscheinen, fotografisch durchaus interessant. Wenn man die Tunneln durchquert hat, gewinnt man eine etwas andere Perspektive auf den Berg und auf den Gletscher, als man es von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe her gewohnt ist.
Am Gamsgrubenweg - Sagentunnel, Tunnelausgang
Panoramaaufnahme: Glockner und Pasterze, gesehen vom Gamsgrubenweg
Details - Gletscherspalten in der Pasterze, Johannisberg, Fetthennen-Steinbrech im Fels
Auf der Rückfahrt zum Wallackhaus machte ich noch bei der "Wunderwelt Glocknerwiesen" halt. Eine kleine Naturschau und ein botanischer Rundwanderweg widmen sich dort der Blütenpracht und Insektenvielfalt der Bergwiesen, einige der gezeigten Blumen waren sehr fotogen.
Wunderwelt Glocknerwiesen - Kreuzenzian, Alpendistel mit Falter, Wildes Männle - Narzissen-Windröschen (Samenstand), ein Stück Alpenwiese
Der Abend sah vielversprechend aus: Blauer Himmel, kaum wo Wolken, die letzten Reste würden sich vorhersehbar auflösen. Jedoch der Wind, der blies immer noch kräftig aus Nord. Diesmal konnte ich meinen Stammplatz, der direkt an der Südseite eines der Vorbauten des Wallackhauses liegt, "zurückerobern". Dort ist der Windschutz besser, ausserdem blockt der Vorbau doch einiges an Licht vom Haus ab. Wegen des Windes sollte wie schon in den Nächten davor sollte der kleine Wright-Newton fotografisch zum Einsatz kommen, der große Newton hingegen nur visuell. In der späten Dämmerung schlief der Wind allerdings vollständig ein, und es wurde feucht.
Abendstimmung - Großer Friedrichskopf
Fotografiert habe ich zunächst M24 unten am Südhimmel, später dann NGC 6871, IC 1310 und die umgebende Nebelregion im Schwan.
Deep-Sky Aufnahmen der vierten Nacht - Die große Sternwolke M24 im Schützen; NGC 6871, IC 1310 und umgebende Nebeln
Währenddessen mussten die anwesenden Amateure immer mehr gegen Taubeschlag kämpfen, immer öfter hörte ich den 12V-Fön laufen, um Optiken abzutauen. Meine erwiesen sich dank der selbstgebastelten Taukappen aus Heizfolie als ziemlich taubeständig, lediglich Okulare und Sucher beschlugen. Diverse Taschen, die im Freien herumlagen, waren bald "zum Auswinden". Um 1:30 stieg schließlich der Nebel, den wir die ganze Zeit unten im Tal gesehen hatten, bis zum Wallackhaus hinauf, da war's dann schlagartig vorbei mit der Astronomie. Überall rann nur noch die Feuchtigkeit herab, also schnell die Optiken und elektronischen Instrumente zumachen, verpacken und im Auto verstauen! Nach dieser Hektik musste das vorzeitige Ende der Beobachtungsnacht "gefeiert" werden, meinten jedenfalls die Sternfreunde aus Hannover, und kramten ein Flascherl Marille und einen Metaxa hervor, die auf der Terrasse konsumiert wurden. Na das konnte ich mir auch nicht entgehen lassen ;-)
Morgenstimmung - Fotografen bei der Arbeit, das Wallackhaus über dem Nebel
Panoramaaufnahme: Die Schobergruppe über dem Nebel, fotografiert in der Früh beim Wallackhaus
Mit etwas brummenden Schädel erwachte ich am nächsten Morgen, gerade noch rechtzeitig für's Frühstück. Hilft nix, aufstehen, zusammenpacken, Heimfahrt! Für eine genussvolle Fahrt übers Hochtor mit ein paar Aufenthalten entlang der Glocknerstraße war aber noch Zeit, unter anderem stellte ich bei dem immer noch herrlichen Wetter einige Panoramen auf der Edelweißspitze zusammen.
Die Edelweißspitze, gesehen vom Hochtor
Panoramaaufnahme von der Edelweißspitze: Die Glocknergruppe - Brennkogel, Spielmann, Glockner (verdeckt), Sinewelleck, Fuscherkarkopf, Breitkopf, Hohe Dock, Klockerin, Großes Wiesbachhorn, Hoher Tenn
Panoramaaufnahme von der Edelweißspitze: Übergang zur Goldberggruppe - Ritterkopf (halblinks), Hocharn und Kummelkeeskopf (Mitte) und Brennkogel (ganz rechts)
Burg Hohenwerfen auf der Heimfahrt
Schön war's auch dieser Jahr wieder auf der Glocknerstraße! So lange wie diesmal war ich überhaupt noch nie oben gewesen, ganze 4 Nächte habe ich dort oben zugebracht. Von denen waren aber nur 2 sinnvoll nutzbar, und auch das nur mit Einschränkungen (Wind oder Taubeschlag). Die anderen Nächte waren mehr oder weniger durchwachsen, ein Totalausfall wegen Regen war auch dabei. Es bestätigt sich wieder einmal, dass der August nicht optimal ist für Astro-Touren ins Hochgebirge: Die Hochdruck-Wetterlagen sind von kürzerer Dauer und nicht so ausgeprägt wie ich es vom September her gewohnt bin. Dennoch kann ich nicht klagen, ich habe genug fotografisches Material zusammenbekommen, um mehrere Monate damit beschäftigt zu sein, alleine die Tageslichtaufnahmen machen 2 GB an Daten aus. Auf der Edelweißspitze war ich dieses Jahr in der Nacht überhaupt nicht - die Wettersituation schien stets die Südseite der Straße zu bevorzugen, daher wählte ich meinen Beobachtungsplatz immer beim Wallackhaus. Dort muss man freilich mit dem typischen Fallwind vom Hochtor herunter zurechtkommen, und mit dem Licht, das aus den Fenstern des Hauses entkommt - das wird erst gegen Mitternacht weniger, die schwache Gangbeleuchtung brennt gar die ganze Nacht hindurch. Immerhin - man ist dort ungestörter, abgesehen von einigen neugierigen Hausgästen gibt es keine Nachtschwärmer, was man von der Edelweißspitze nicht gerade behaupten kann. Das Wallackhaus selbst schirmt das Scheinwerfer-Licht der Autos weitgehend ab, die auch in der Nacht die Alpenstraße befahren.
So, wir sind am Ende eines laaangen Berichtes angekommen. Schön war's - nächstes Jahr sieht man mich wieder auf der Großglockner-Hochalpenstraße!
Abendstimmung: Sinewelleck (alternative Schreibweisen: Sinwelleck, Sonnwelleck) in Wolken