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VII. Astroexpedition ins Glocknergebiet

29.-31. August 2005

Glockner-Panorama
Glockner-Panorama

Meine diesjährige Astro-Expedition auf die Großglockner-Hochalpenstraße war leider nicht von besonderem Erfolg gekrönt, zwar waren die Tage schön, aber die Nächte teilweise bewölkt und sehr feucht. Doch alles der Reihe nach:

Am Montag, dem 29. August, war's heiß und strahlend blau. Am Nachmittag habe ich bei der Anfahrt am Hochkönig Pause gemacht, das ist ein markantes Kalksteinmassiv im Salzburger Land, der Gipfel ist nicht ganz 3000m hoch. Bei Mühlbach am Hochkönig beginnt eine Bergstraße, die beim Arthurhaus am Mitterbergsattel endet. Man befindet sich dort auf der Alm direkt unter der Mandelwand, die recht schön anzusehen ist.

Mandelwand Mitterbergalm Mandelwand
Auf der Mitterbergalm am Hochkönig - herrliche Aussicht auf die Mandelwand

Ich hab den Platz - immerhin 1500m hoch - gleich als möglichen Beobachtungsplatz ins Auge gefasst, der Parkplatz beim Arthurhaus ist recht groß und der Horizont im Osten und vor allem im Südwesten tief, genau im Süden befindet sich der leichte Gegenhang des Hochkeils. Die Wand steht im Norden und Nordwesten. Gegen direktes Licht vom Haus ist man durch einen Erdwall abgeschirmt. Der Parkplatz hat zwar tagsüber gebührenpflichtig, in der Nacht steht der Schranken jedoch offen.

Auf die Großglockner-Hochalpenstraße bin ich erst nach 18 Uhr gekommen, mit Absicht, weil ab diesem Zeitpunkt ist die Maut ermäßigt. Der Himmel war immer noch klar und tiefblau. Diesmal hatte ich ein Zimmer in der Edelweißhütte reserviert. Die Hütte befindet sich auf der Edelweißspitze, mit 2572m der höchste Punkt in dem Gebiet, der mit dem Auto erreicht werden kann. Der Wirt ist recht nett und kümmert sich rührend um seine Gäste. Zwei Amateurastronomen aus Deutschland, beide visuelle Beobachter, wohnten ebenfalls auf der Edelweißhütte, die beiden hatten sich gleich für einen ganze Woche einquartiert, mir standen leider nur zwei Nächte zur Verfügung.

Sinewelleck und Fuscherkarkopf in der Abenddämmerung Hohe Dock und Grosser Bärenkopf in der Abenddämmerung
Dreitausender im letzten Sonnenlicht - Sinewelleck und Fuscherkarkopf; Hohe Dock und Großer Bärenkopf

Leider sind inzwischen immer mehr Wolken aufgezogen. Venus und Jupiter, die beieinander standen, waren in einer Wolkenlücke zu erkennen.

Venus und Jupiter
Jupiter (links oben) und Venus (recht unten) am Dämmerungshimmel

Ich habe trotz der Wolken den JSO Wright-Newton aufgebaut und eingenordet, konnte aber kein Foto starten. Hier und da gab es zwar Wolkenlücken, aber zu kurz, um sie fotografisch zu nutzen. Durch die Geräte der beiden deutschen Amateure konnte ich durchschauen, beide hatten Eigenbau-Newtons mit feinen Optiken, und der Himmel in den Wolkenlücken war ausgezeichnet, mit reich strukturierter Milchstraße. So schön habe ich z.B. den Cirrusnebel schon lang nicht mehr gesehen wie in dem 10" Dob. Keiner von uns hatte allerdings Freude mit den vielen Wolken. Gegen Mitternacht ist es schließlich vollständig zugezogen, die Wolken kamen horizontal herein, und rasch war alles triefend nass. Bis 1 Uhr habe ich noch abgewartet, und dann mitten im Nebel abgebaut. Schade.

Beobachtungsplatz Edelweisspitze
Mein Beobachtungsplatz auf der Edelweißspitze, hier aufgenommen in der Morgendämmerung

Der Morgen war wunderschön blau und beinahe wolkenlos. Nachdem ich ausnahmsweise mal ausgeschlafen war, konnte ich eine Bergtour unternehmen und habe den Brennkogel (3018m) von Hochtor aus zu bestiegen, das war eine etwas anstrengende 4 1/2 Stunden-Tour. Von oben hat man eine gute Aussicht auf die ganze Glocknergruppe und auf die Hochalpenstraße.

Brennkogel von der Edelweisspitze aus gesehen Brennkogel Aufstiegsweg Brettersee und Racherin (3092m) Glockner lugt hervor Schafherde
Impressionen vom Aufstieg - Der Brennkogel gesehen von der Edelweißspitze; der Aufstiegsweg auf diesen "bunten Berg"; Brettersee und Racherin (3092m); der Glockner lugt hervor; eine Schafherde in 2600m Seehöhe.

Brennkogel - Gipfel (3018m) Bergpanorama mit Glockner, Spielmann (3027m) und Sinewelleck (3281m) Tiefblick auf Glocknerstraße und den Aufstiegsweg
Am Gipfel - Gipfelkreuz; Bergpanorama mit Glockner (3798m), Spielmann (3027m) und Sinewelleck (3281m); Tiefblick auf die Glocknerstraße, das Hochtor und auf den Aufstiegsweg

Ab Mittag haben sich über den Bergspitzen Quellwolken gebildet, die wie Fahnen oder Hüte über den Bergen hingen, und immer breiter und massiver wurden. Gegen abend war der Himmel völlig bewölkt, nur nach Norden hin war es frei, die Wolken hingen klar über dem Alpenhauptkamm. Um den Wolken zu entkommen, und doch noch wenigstens eine Nacht nutzen zu können, habe ich beschlossen, nach Norden zu flüchten, und auf den von mir ausgekundschafteten Platz beim Arthurhaus am Hochkönig zu fahren. Der Platz ist etwas mehr als eine Fahrstunde von der Glocknerstraße entfernt.

Wolkenstimmung am Abend
Wolkenstimmung am Abend (Großes Wiesbachhorn, 3564m)

Dort angekommen habe ich einen guten 6.4 mag Himmel vorgefunden, aber es war eine sehr feuchte Nacht. Die Optiken waren durch die Taukappen geschützt, erst ganz am Schluss war der JSO Wright-Newton leicht beschlagen. Was allerdings Probleme gemacht hat, war der Autoguider. Ständig ist das Fenster vorm CCD beschlagen, und ich musste es immer wieder abtauen - mit der Autolüftung. Eine mühsame Prozedur. Auch sonst hat hatte ich nicht viel Glück: Eine der Rohrschellen saß nicht ganz fest, die hat sich wohl durch den Transport gelockert, Folge: Flex, längliche Sterne auf den Aufnahmen. Es hat eine Weile gedauert bis ich da draufgekommen bin. Fazit: Viele abgebrochene Einzelbelichtungen. Nur mit viel Mühe habe ich bis zum Mondaufgang ausreichend viele Belichtungen für ein Foto von der NGC 6914 / vdB 132 Nebelregion zusammengebracht.

NGC 6914 / vdB 132
NGC 6914 / vdB 132 Region - nördliche Ausläufer des γ Cygni Nebelkomplexes im Schwan

Zum visuellen Beobachten bin ich wegen der ständigen Probleme und der hohen Luftfeuchtigkeit nicht gekommen, nur mit dem 15x80 Fernglas habe ich ein wenig herumgeschaut. Den TMB Refraktor habe ich also umsonst spazieren geführt.

Beobachtungsplatz Arthurhaus
Beobachtungsplatz beim Arthurhaus, aufgenommen während des Abbaus der Instrumente. Das Rücklicht eines gerade ankommenden Autos sorgte für die rote Beleuchtung.

Auf dem Parkplatz war ich nicht alleine - insgesamt 5 Autos mit Kletterern sind entweder am Vorabend angekommen und haben sich einfach mit Schlafsack in die Wiese gelegt, oder sind ab 3 Uhr früh dahergekommen. Die wollten alle einen Frühstart machen und mit dem ersten Morgenlicht schon in der Wand sein. Ohne Licht ging das Ganze freilich nicht ab, und neugierig waren die Kletterer allemal, was ich da mache.

Zurück an der Glocknerstraße war ich um 5:30. Der Himmel war auch dort völlig klar. Am Vorabend hat es schon gegen 22 Uhr aufgeklart, wie mir die beiden deutschen Beobachter berichtet haben, und es war eine "7-mag Nacht". Oje, da bin ich zu früh geflüchtet :-( Na wenigstens durfte ich einen wunderschönen Sonnenaufgang auf der Edelweißspitze erleben... Es war herrlich anzusehen, wie die Sonne zuerst die höchsten Bergspitzen in rötliches Licht getaucht hat, und danach das Licht immer tiefer gewandert ist, bis schließlich die ganzen Berge von der Morgensonne erleuchtet waren...

Morgendaemmerung auf der Edelweißspitze Grosses Wiesbachhorn im ersten Sonnenlicht (70mm) Grosses Wiesbachhorn im ersten Sonnenlicht (400mm) Hocharn (3254m) im ersten Sonnenlicht Panorama - Berge im Licht der Morgensonne
Morgendämmerung in den Bergen - Dämmerungshimmel mit Mond über der Edelweißspitze; das große Wiesbachhorn im ersten Sonnenlicht mit 70mm und mit 400mm Brennweite fotografiert; der Hocharn (3254m) im ersten Sonnenlicht; Panoramaaufnahme der Berge im Licht der Morgensonne

An diesem Tag bin ich gegen Mittag aufgestanden, um zur Franz-Josefs-Höhe zu fahren. Wieder haben sich Quellwolken gebildet, aber der Glockner war frei.

Glockner über der Glocknerstraße Auf der Franz-Josefs-Höhe Teleaufnahme Glockner 400mm
Am Großglockner - Der Glockner über der Hochalpenstaße; auf der Franz-Josefs-Höhe; Teleaufnahme mit 400mm Brennweite

Dort waren viele Menschen unterwegs, aber auch einige Murmeltiere ganz in der Nähe zu sehen, die den Massentourismus offenbar schon gewohnt sind und sich bereitwillig fotografieren ließen - allerdings nur aus der Ferne, weshalb hier wieder das 400mm Teleobjektiv zum Einsatz kam.

Ein Murmeltier Ein Murmeltier Ein Murmeltier Ein Murmeltier
Murmeltiere an der Franz-Josefs-Höhe

Um ein Teleskop aufzubauen, und den Leuten beim "Gipfelsturm" auf den Großglockner zuzusehen, war diesmal zu wenig Zeit, ich musste heim. Vorher konnte ich aber noch ein wenig die Blumenpracht an der Großglockner-Hochalpenstraße bewundern.

An der Fuscherlacke Bergblumen Bergblumen
Blumenpracht an der Großglockner-Hochalpenstraße

Ausbeute diesmal: Über 100 Tageslichtfotos, aber leider nur eine gelungene Deep-Sky Aufnahme... Das Wetter war nicht besonders günstig für astronomische Unternehmungen in den Zentralalpen. Tagsüber bildeten sich stets massive Quellwolken über und um die Bergspitzen, die sich bis gegen Abend zu einer fast geschlossenen Wolkendecke vereinigt haben. Diese Wolken hielten die sich in die Nacht hinein und lösten sich nur mehr oder weniger langsam auf. Möglicherweise war ich in diesem Jahr zu früh dran, im August war es noch heiß und feucht, die Temperaturen fielen selbst in den Nächten nicht unter +12 Grad in über 2000m Seehöhe. Das könnte ein möglicher Grund für diese zähen Quellwolken gewesen sein, die sich trotz stabiler Hochdruckwetterlage teils bis spät in die Nacht hinein halten konnten. Naja, es wird nicht meine letzte Astro-Expedition ins Glocknergebiet gewesen sein...

Der Glockner
"Klassische" Aufnahme - Groß- und Kleinglockner und Glocknerwand


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© 2020 Walter Koprolin